10. Academia Engelberg: Abschluss

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ENGELBERG/OW, 16. SEPTEMBER 2011 - 10. WISSENSCHAFTSDIALOG ACADEMIA ENGELBERG - PERSONALIZED MEDICINE:

 

Closing Remarks and Outlook by Dominik Galliker, Vice-President of Foundation Academia Engelberg. 3. Tag: Implement into Practice and Consequences - Umsetzung in die Praxis und Konsequenzen. Konferenz 2011: Personalized Genomics/Medicine - Personalisierte Medizin. Academia Engelberg 2011 im Hotel Europe.

Der 10. Wissenschafts Dialog der Stiftung Academia Engelberg hat erfolgreich geendet

 

Welche Krankheitsrisiken ein Mensch in sich trägt, wird künftig dank
eines Gentests einfach und rasch analysiert werden können. Ob überhaupt
und wann die Krankheit ausbrechen wird, hängt aber sehr stark
vom Gesundheitsverhalten des Betroffenen ab.


Die Aussicht ist verlockend: mittels eines Gentest erhält man Auskunft wie hoch das
Risiko ist, ob man eventuell einmal an Diabetes, Alzheimer oder Brustkrebs erkrankt.
Je nach Wahrscheinlichkeitsgrad und Krankheitsrisiken kann man die Gesundheit mit
entsprechenden Präventionsmassnahmen fördern. Mit der Freigabe der eigenen Daten
ermöglicht man gleichzeitig den Wissenschaftern, weiter an der Krankheit zu forschen,
um künftige bessere und gezieltere Therapien zu entwickeln. Offen bleibt, wie
gut jemand das Wissen eines Krankheitsrisikos verarbeitet. Welche Chancen und Risiken
aus Sicht der Medizin, der Ethik, des Rechts und nicht zuletzt aus wirtschaftlicher
Sicht zu beachten sind, darüber diskutierten die vergangenen drei Tage über
150 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft aus der
ganzen Welt an der Tagung der Stiftung Academia Engelberg in Engelberg.


Medikamentenentwicklung am Wendepunkt
Heute definiert man eine Krankheit hauptsächlich aufgrund ihrer Symptome. Dasselbe
Krankheitsbild kann aber durch verschiedene Defekte im Körper verursacht werden.
Dank genetischer Untersuchungen könnte die selbe Krankheit in verschiedene
Subtypen aufgeteilt werden. Diese Aufteilung würde für die Pharmaindustrie hilfreich
sein. Denn 50 Prozent der neuen Medikamente fallen unter anderem wegen ungenügender
Wirksamkeit in der dritten Versuchsphase durch. Dank genetischer Untersuchung
der Zielgruppe könnten jene, die vom Heilmittel profitieren, herausgefiltert
und diejenigen bei denen es nicht wirkt, ausgeschlossen werden. Es besteht allerdings
das Risiko, dass die Pharmaindustrie das Interesse an der Entwicklung neuer
Medikamente verliert, da die Patientengruppen zu klein wären. Eine solche Entwicklung
dürfte in der Zukunft weitreichende Folgen haben.

 

Paradigmenwechsel in der Medizin
Im Verlaufe der Tagung wurde deutlich, dass Personalisierte Medizin die medizinische
Behandlung revolutionieren wird: Das reine Kurieren von Krankheiten (reaktive
Therapie) wird mehr und mehr abgelöst durch eine vorausschauende Behandlung
von Krankheitsrisiken (proaktive Behandlung). Die vier Behandlungselemente „Vorausschauend,
Personalisiert, Präventiv und Partizipativ“ rücken den Patienten in den
Fokus. Sensibilisierte und engagierte Patienten benötigen dank einer besseren Gesundheitsvorsorge weniger, aber dafür gezieltere Behandlungen. Aber auch die Forschung
selbst erlebt einen Paradigmenwechsel. Heute noch sucht man für eine Studie
gewisse Patiententypen in genügender Anzahl. Künftig stellen Patienten ihre
Gen-Daten für die Forschung zur Verfügung. Dank der grösseren Datenmenge ermöglicht
dies auch präzisere Resultate.


Die Sicht junger Wissenschafter
Im Rahmen einer Vorkonferenz hatten sich Mitglieder der Schweizerischen Studienstiftung
und YES Youth Encounter on Sustainability verschiedene Präsentationen
vorbereitet. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, ob ein islamisches Land
wie Pakistan ebenfalls von Personalisierter Medizin profitieren könne. Dies wurde
klar verneint: In einem Land, in dem 50 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind,
55 Millionen ohne Wasseranschluss und 100 Millionen ohne sanitäre Anlagen leben,
stehen Krankheiten wie Hepatitis, Malaria, Diarrhöe und Atemwegserkrankungen an
erster Stelle. Zuerst muss daher die Volksgesundheit und die Bildung verbessert
werden, bevor an den Einsatz von Personalisierter Medizin gedacht werden kann.
Nimmt man dagegen die Situation in der Schweiz als Beispiel, ist sie der ideale
Nährboden für Personalisierte Medizin: Hoher Bildungsstandard, hohe Einkommen,
Forschung vor Ort und Patienten mit hohen Erwartungen. Allerdings wurde ein Informationsdefizit
über die Voraussetzungen und den Nutzen von Personalisierter Medizin
konstatiert. Deshalb sei ein intensiver Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern,
Medizinern aber auch der breiten Bevölkerung für die Akzeptanz dringend
notwendig. Denn die öffentliche Meinung sei entscheidend für den Durchbruch von
Personalisierter Medizin in der Gesellschaft.


Tagung 2012 - Zukunftsstädte
Bereits sind die Programmverantwortlichen an der Organisation des 11. Wissenschafts-
Dialogs. Thema wird die weltweite rasche Verstädterung sein, die speziell in
Asien, Afrika und Südamerika ein Phänomen von hoher Komplexität und globaler
Auswirkung ist. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon wies an der Weltausstellung in
Shanghai 2010 speziell auf diese Problematik hin. Die UN-Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten prognostiziert, dass sich die urbane Weltbevölkerung
bis im Jahr 2050 fast verdoppelt. Der elfte Wissenschafts-Dialog der Stiftung
Academia Engelberg wird sich mit dieser Herausforderung befassen. Der interdisziplinäre
Dialog bietet Wissenschaftern aus Architektur, Städtebau und Umweltwissenschaften
eine einmalige Plattform um die Problematik der schnellen Verstädterung
gemeinsam zu diskutieren. Gesucht sind Lösungsansätze zu Fragen wie: Wie werden
die Städte der Zukunft aussehen? Und wie können sie nachhaltig sein? Wie sehen
ihre Regierungssysteme aus und wie werden sie funktionieren?


Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft
Die grundlegenden Erkenntnisse der Wissenschaft treffen in der breiten Bevölkerung
nicht selten auf starke Vorbehalte und Misstrauen. Die Stiftung Academia Engelberg
(www.academia-engelberg.ch) leistet mit dem interdisziplinären Dialog ihren Beitrag
dazu, dass eine neue Basis des Vertrauens zwischen Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit
entsteht. Zur Jahrestagung treffen sich jeweils im Herbst Persönlichkeiten
aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft in Engelberg, Schweiz.
Daneben werden Projekte als Resultate der Konferenzen realisiert sowie vertiefende
Folgeveranstaltungen organisiert. Sämtliche Präsentationen des zehnten Wissenschafts-
Dialogs wurden auf Video aufgenommen und können unter www.academiaengelberg.
org gesichtet werden.

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